Objekt des Monats
Künstler: | Ferdinand Nigg (1865–1949) |
Datierung: | ohne Jahr |
Inventar-Nr.: | KSB 099 |
Ferdinand Nigg repräsentiert für Liechtenstein die Kunstgeschichte der Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts. Neben seinem Schaffen als Künstler und Grafiker war er als anerkannter Professor an führenden Kunstschulen Deutschlands tätig.
Verschiedene religiöse Themen nehmen in seinem Schaffen eine wichtige Stellung ein. Über Jahrzehnte setzte er sich mit diesen Themen auseinander, bearbeitete sie immer wieder und variierte sie. Eines dieser Themen ist die Weihnachtsgeschichte.
Die hier gezeigte kolorierte Zeichnung gehört zu einer ganzen Reihe von Weihnachtsdarstellungen von Ferdinand Nigg. Es ist ein Weihnachtsbild, das aufs Wesentliche reduziert ist. Der Stall ist nur mit wenigen Bretterwänden angedeutet. Es zeigt die heilige Familie mit zwei weiteren Personen, einem Hirten vielleicht und einer Frau, sowie einen Engel.
Was im Vergleich zu anderen Weihnachtsdarstellungen von Ferdinand Nigg bei diesem Werk auffällt, ist die Helligkeit in der gesamten Farbgebung. Seit frühchristlicher Zeit wird die Geburt Christi als Einbruch strahlenden Lichts in die Dunkelheit gezeigt. In dieser Darstellung erstrahlt der gesamte Stall und weist auf die grosse Hoffnung hin, die im Ereignis der Heiligen Nacht liegt.
Indem Ferdinand Nigg den Bildbetrachter ebenfalls in den Stall hineinsetzt – es gibt andere Werke von Nigg, bei denen der Bildbetrachter durch ein Fenster dem Weihnachtsgeschehen zuschaut – holt Nigg das Ereignis von Weihnachten in die unmittelbare Gegenwart und bringt es uns ganz nahe.
Datierung: | 19. und 20. Jahrhundert |
Inventar-Nr.: | SAB 1500 |
Sterbebildchen sind zwei- oder vierseitige Zettel oder Karten, mit denen an die Verstorbenen erinnert wird. Sie werden an Verwandte und Bekannte verschickt.
Die ersten Sterbebildchen entstanden im 17. Jahrhundert in Belgien, Deutschland und Österreich. Nach und nach verbreitete sich dieser Brauch im ganzen katholischen Europa. Die ältesten in Liechtenstein bekannten Sterbebildchen stammen aus den 1850er-Jahren.
Auf den meisten Sterbebildchen findet sich auch die Bitte, für den Verstorbenen zu beten. Daher wurden früher die Sterbebildchen vielfach auch im privaten Gebet- oder Gesangsbuch aufbewahrt, das man jeden Sonntag und oft auch während der Woche mit in die Kirche nahm.
Die Gestaltung und der Inhalt der Sterbebildchen ändern sich mit den Gewohnheiten der jeweiligen Zeit.
In der Balzner Kulturgütersammlung befinden sich mehrere Hundert Sterbebildchen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Datierung: | Anfang 20. Jahrhundert |
Inventar-Nr.: | SAB 100 |
Seit jeher muss der Mensch seine Nahrung gegen findige Mäuse verteidigen. Im Lauf der Jahrhunderte wurden die Techniken der Mausefallen immer raffinierter und ausgefeilter.
Ein Beispiel für eine grausame Tötungsart ist diese Wasserfalle, die für den Tod mehrerer Nager gebaut ist.
Die Maus wird durch einen Köder angelockt und betritt unten die Eingangskammer. Durch ihr Gewicht löst sie eine Fallklappe aus und ist gefangen. Die einzige Möglichkeit, die sie noch hat, ist der Weg in der gittrigen Röhre senkrecht nach oben. Der Rückweg ist ihr durch eine Klappe verwehrt.
Von dort gelangt sie in eine weitere Kammer mit einer Bodenklappe (Der Deckel der Kammer fehlt hier). Dort fällt sie automatisch in den darunter angebrachten Wasserbehälter (der hier ebenfalls fehlt), wo sie jämmerlich ertrinkt. Der Fall der Bodenklappe zieht wieder die damit verbundene Klappe zur Eingangskammer hoch. Somit ist die Mausefalle scharf für das nächste Opfer.
Da solche Geräte Tierquälerei sind, werden sie seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr im Handel angeboten.
Datierung: | 20. Jahrhundert |
Inventar-Nr.: | SAB 619, 620, 622 |
Im September, bevor der Winter kommt, wird das Vieh von den Alpweiden wieder zurück ins Tal getrieben.
Wenn der Alpsommer für Mensch und Tier ohne schwere Unfälle verlaufen ist, werden die Herden für die Alpabfahrt vielfach kunstvoll geschmückt. Den besten Milchkühen werden schöne und grosse Kuhglocken umgehängt und mit Stoffblumen und Stoffbändern verzierte Melkstühle auf die Stirn gebunden.
Ausserdem bekamen diese Kühe bis vor einigen Jahren auch ein farbiges Holzherz auf die Stirn gebunden, das meist das Monogramm Jesu (JHS) trägt – das so genannte Alpabfahrtsherz.
Das Alpabfahrtsherz wurde vom Bauern, dessen Kuh ausgezeichnet wurde, nach der Abfahrt an die Aussenwand des Viehstalls genagelt. Man findet heute noch Ställe, an denen solche Alpabfahrtsherzen angenagelt sind.
Früher wurden diese Alpabfahrtsherzen von den Alphirten aus Schindeln und dünnen Brettchen geschnitzt, so dass keines der alten Exemplare genau dem anderen glich.
Das Alpabfahrtsherz ist ein seit 1830 nachgewiesener und auf das Liechtensteiner Oberland beschränkter Brauch.
Datierung: | 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts |
Inventar-Nr.: | SAB 1595 |
Bis zur Mechanisierung der Futtergewinnung im 20. Jahrhundert war die Heugabel eines der wichtigsten Werkzeuge der Heuernte.
Nach dem Mähen verbleibt das geschnittene Gras mehrere Tage zum Trocknen auf der Wiese liegen. Damit das Gras besser trocknen kann, wird es zunächst gezettet (auseinandergestreut), zu Schwaden zusammengerecht und mehrmals gewendet.
Das Zetten, Wenden und Schwaden erfolgte von Hand mit der Heugabel und mit dem Holzrechen.
Da die Heugabeln über viele Wochen täglich ununterbrochen benutzt wurden, war eine gute Gabel aus elastischem Holz und mit einem ergonomisch gut geformten Stiel viel wert.
Unsere Heugabel hat ausserdem geschmiedete Zinken statt einfache Holzzinken, was sie noch robuster machte.
Datierung: | 1945 |
Inventar-Nr.: | SAB 1532, SAB 1533 |
Bürger/-innen aus Balzers wie auch die Bürgergenossenschaft Balzers besitzen bis heute über 372 Hektaren Wiesen und Wälder auf dem Gebiet des angrenzenden Schweizer Kantons Graubünden.
Während des Zweiten Weltkriegs erliess die Schweiz Grenzvorschriften, nach denen die liechtensteinisch-schweizerische Grenze – trotz Zollvertrag – nicht mehr frei überschritten werden durfte. Die Vorschriften waren bis 1948 in Kraft. Während dieser Zeit kontrollierte die schweizerische Grenzwacht und Heerespolizei die Grenze.
Diese Grenzvorschriften erschwerten somit auch den Zugang zu den Balzner Gütern auf Bündner Territorium. Um diese Güter bewirtschaften zu können, brauchten die Balzner Bürger/-innen in dieser Zeit solche Passierscheine.
Datierung: | 20. Jahrhundert |
Inventar-Nr.: | SAB 465 |
Diese Nachtwächteruhr war in Balzers bis 1955 in Gebrauch. In diesem Jahr wurde der Nachtwächterdienst aufgehoben. Der letzte Balzner Nachtwächter war Robert Vogt (1908–1999).
Nachtwachen dienen der Bewachung von Siedlungen, der Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit und der Alarmierung bei Gefahr, besonders bei Feuer. Der Nachtwächter, der meist auch gleichzeitig der Gemeindepolizist war, musste in der Nacht vorgeschriebene Routen im Dorf abgehen.
Um zu überprüfen, ob die nächtlichen Rundgänge auch tatsächlich durchgeführt wurden, musste der Nachtwächter die Kontrolluhr mit sich führen. An bestimmten Häusern auf seinem Rundgang befand sich ein Kästchen mit einem Schlüssel. Durch Drehen des Schlüssels wurde eine Markierung auf dem Kontrollblatt im Innern der verschlossenen Uhr eingestanzt.
Das Kontrollblatt drehte sich auf einer durch das Uhrwerk bewegten Walze, so dass der Vorgesetzte des Nachtwächters – nur er konnte die Uhr öffnen – die Wegstationen des nächtlichen Rundganges samt der Uhrzeit anhand dieser Einstanzungen nachvollziehen konnte.
In Balzers war der Gemeindekassier für die Kontrolle sowie das tägliche Wechseln des Kontrollblatts zuständig.
Datierung: | um 1700 |
Herkunft: | Wagnerei Josef Vogt |
Inventar-Nr.: | SAB 1610 |
Diese Drechselbank stammt aus der Wagnerei und Rechenfabrikation von Josef Vogt (1900–1983) in Balzers und war bis 1922 in Betrieb. Gemäss Angaben von Josef Vogt hatte sein Grossvater Josef, der ebenfalls Wagner war, die Drechselbank in den 1840er-Jahren gekauft. Sie sei schon damals sehr alt gewesen und wohl etwa um 1700 gebaut worden. Mit über 300 Jahren ist diese Drechselbank das älteste Objekt der Balzner Kulturgütersammlung; sie trägt denn auch die alte Inventar-Nummer 1!
Die Wagner hatten in Balzers jahrhundertelang eine wichtige Funktion. Sie stellten Räder, Wagenteile, ganze Wagen sowie landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge her.
Balzers lag an einem wichtigen Handelsweg zwischen Süddeutschland und Oberitalien und war am Fusse des Passübergangs St. Luzisteig ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Güterumschlagplatz. Der Warentransport war so organisiert, dass lokale Bauern-Genossenschaften die ihnen anvertraute Fracht auf einer Teilstrecke transportierten (Rodfuhrwesen). Die Balzner Bevölkerung besass das Recht zum Warentransport von Balzers nach Maienfeld.
Die Verkehrswege waren jedoch in der Regel Naturstrassen und der Fuhrbetrieb mit Wagen und Karren war je nach Witterung ein mühsames und abenteuerliches Unterfangen. So stellten die Wagner nicht nur die benötigten Fuhrwerke her, sondern führten auch die nötigen Reparaturen aus.
Mit dem Ausbau von Strasse und Eisenbahn in der Schweizer Nachbarschaft im 19. Jahrhundert verlor jedoch Liechtenstein die Bedeutung als Transitland im Fuhrwesen. Mit der Motorisierung im 20. Jahrhundert verschwanden die hölzernen Fuhrwerke und Wagen nach und nach. Wagner wurden immer seltener gebraucht, bis der Beruf des Wagners ganz verschwand.
Datierung: | 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts |
Herkunft: | Pfarrei Balzers |
Inventar-Nr.: | SAB 078 |
Die Karfreitagsrätsche gehört zum christlichen Osterbrauchtum.
Am Gründonnerstag wird die Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Beim «Gloria» läuten alle Kirchenglocken. Danach verstummen sie im Gedenken an den Leidensweg Christi bis zum «Gloria» in der Osternacht, wenn die Auferstehung Christi gefeiert wird.
Anstelle der Kirchenglocken wurden am Karfreitag und am Karsamstag solche Rätschen verwendet, um zu den Gottesdiensten zu rufen. In Balzers wurde diese Rätsche hinter der Sakristei aufgestellt und von Ministranten bedient.
Durch Drehen an der Kurbel heben die Dornen die Hämmer nacheinander an, so dass diese beim Zurückprellen lauf auf das Brett schlagen.
Datierung: | um 1930 |
Hersteller: | Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), Berlin |
Inventar-Nr.: | SAB 1600 |
Eine Schreibmaschine, die auf einem heute ungewohnten Prinzip beruht:
Mit einem Zeiger wird der zu schreibende Buchstabe ausgewählt und dann per Hebeldruck zu Papier gebracht.
Mit der linken Hand wird der bewegliche Zeiger über das jeweils gewünschte Zeichen auf dem Buchstabenfeld geführt. Da der Zeiger mit der kleinen Buchstabenwalze mechanisch verbunden ist, stellt sich die Walze mit dem entsprechenden Zeichen über das Papier ein.
Durch Betätigen der Abdrucktaste mit der rechten Hand druckt die Walze das Zeichen über das Farbband aufs Papier.
Das erste Gerät dieser Bauart stammt aus dem Jahr 1903. Bei späteren Modellen sind verschiedene austauschbare Buchstabenwalzen und Buchstabenfelder erhältlich.
Aus heutiger Sicht ist es trotzdem eine sehr umständliche und langsame Schreibmethode. Dem Erfolg tat dies keinen Abbruch, denn zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde noch nicht so viel mit Maschine geschrieben.
Gerade für Privatpersonen war eine Zeigerschreibmaschine praktisch, weil sie preiswert und ohne aufwändige Schreibtechnik zu gebrauchen war.
Künstler: | Georg Malin (*1926), Mauren |
Datierung: | 1974 |
Inventar-Nr.: | KSB 563 |
Am 23. Februar 2021 konnte das Relief «Wasser und Land» nach einer umfassenden Restaurierung wieder im Hallenbad Balzers aufgehängt werden.
Der Künstler Georg Malin schuf das Relief anlässlich eines Wettbewerbs für die künstlerische Gestaltung des Hallenbads, das zusammen mit der Realschule und einer Dreifachturnhalle 1974/75 neu gebaut wurde.
Das Relief besteht aus über 100 Einzelteilen aus Stahl, die miteinander verschraubt sind. Die geschwungenen Elemente sind dunkelblau glänzend lackiert, die quaderförmigen Elemente grün matt lackiert.
«In den grünen Quadern wird der Strukturbau der Erde evoziert; die wellig bewegten, gekurvten blauen Elemente veranschaulichen in ebenfalls formal übersetzter Form das Wasser, das die Erde umspült.»
(Robert Th. Stoll: Georg Malin. Skulpturen, 1987).
Datierung: | 2. Hälfte 20. Jahrhundert |
Herkunft: | Postamt Balzers |
Hersteller: | Huf- & Wagenschmiede Alfons Wenk, St. Gallen-Bruggen |
Inventar-Nr.: | SAB 060 |
Vor 200 Jahren, im September 1817, eröffnete die kaiserlich-königliche Post von Österreich in Balzers die erste liechtensteinische Briefsammelstelle. Aus ihr wurde später das erste Postamt in Liechtenstein.
Lange Zeit waren die Briefträger nur zu Fuss unterwegs, um die Post im Dorf zu verteilen. Ab den 1920er- und 1930er-Jahren benutzten sie auch ein Fahrrad, das vorne und hinten mit einem Gepäckträger ausgestattet war.
Wohl ab den 1950er-Jahren kam im Winter dieser von Hand gezogene Schlitten in Balzers für das Austragen der Post zum Einsatz. Mit ihm wurden vor allem Pakete transportiert.
Hergestellt wurde dieser Postschlitten vom Betrieb «Alfons Wenk, Huf- & Wagenschmiede, Mechanische Schlosserei, Anhängerbau» in St. Gallen-Bruggen, wie die Firmenplakette verrät. Dieser Betrieb existiert noch, heute jedoch unter dem Namen «Wenk Anhängerbau St. Gallen».