Objekt des Monats

Juli 2024

Rückenspritzgerät «Senior»

Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert

Inventar-Nr.: SAB 2071

Hersteller: Birchmeier & Cie.

 

Die Bekämpfung von Schädlingen gibt es seit es die Landwirtschaft gibt. Vor tausenden von Jahren setzte man vorwiegend Katzen und andere Kleintiere dafür ein. Der Einsatz von chemischen Mitteln gab es zwar schon bei den Sumerern, jedoch wurde er erst mit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert populär. Rückenspritzgeräte, wie das in unserer Sammlung, wurden vor allem im Weinbau oder für eine gezielte Bekämpfung genutzt.

 

Dieses Rückenspritzgerät aus Messing wurde von der Firma Birchmeier & Cie., Künten hergestellt. Durch die Patentnummer auf dem Gehäuse, weiss man, dass dieses Modell 1937 patentiert wurde. Mit Hilfe von zwei Gürteln konnte man das Gerät am Rücken befestigen. Durch den Schlauch und die Ventile und sprühte man das Mittel dann direkt auf die Pflanzen.

 

Auch heute noch werden ähnliche Spritzgeräte verwendet, bloss, dass die heutigen Geräte etwas komfortabler und aus Kunststoff sind. Das Prinzip bleibt jedoch das gleiche.   

Juni 2024

Rauchkessel

Datierung:      1. Hälfte 20. Jahrhundert

Inventar-Nr.:   SAB 598

 

In den heissen Sommermonaten ist die Bremsen- und Fliegenplage eine Herausforderung für die Landwirtschaft. Vor allem die Ochsen und Pferde leiden darunter.

 

Bevor man landwirtschaftliche Maschinen einsetzte, waren es diese Tiere, die einen Grossteil der Arbeit errichteten. Um sie vor den Bremsen und Fliegen zu schützen, hatte man ein einfaches, aber effektives Mittel: den Rauchkessel, auch Bremsenkessel genannt. Diesen füllte man mit mottenden Kräutern oder öligen Lappen, manchmal wurden auch kleine Gummistücke beigefügt, und zündete dies an. Danach hängte man den Kessel an die Mitteldeichsel. Der aus dem Kessel steigende Rauch stank zwar fürchterlich, vertrieb aber die Bremsen, Fliegen und Mücken und schützte so die Tiere. 

Mai 2024

Brutkasten

Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert

Inventar-Nr.: 2015/252

Hersteller: Brutapparate- und Knochenmühlenbau Anton Flury, Balsthal (Kanton Solothurn)

 

Dieser elektrische Brutapparat für die Geflügelzucht gehörte dem Balzner Leo Wolfinger (1903–1983). Nachdem Leo Wolfinger mehrere Jahre auf seinem erlernten Beruf als Maurer in der Schweiz und in Liechtenstein tätig gewesen war, widmete er sich zusammen mit seiner Frau Anna, geborene Vogt (1913–2003), hauptsächlich der Landwirtschaft und dem Weinbau. Bekannt war er jedoch vor allem als Maler, Schnitzer, Sänger, Laienschauspieler und Bühnenbildner.

 

Bereits 1946 schaffte er sich diesen damals äusserst modernen, elektrischen Brutapparat für eine eigene Geflügelzucht an. Hergestellt wurde der «Motorbrüter ‹Solo›» vom «Brutapparate- und Knochenmühlenbau Anton Flury» in Balsthal, Kanton Solothurn. In solchen Apparaten wird über die Regulierung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftzufuhr eine Art Mikroklima innerhalb des Gehäuses geschaffen, um so die Eier ohne Hennen ausbrüten zu können. Mit dem «Motorbrüter ‹Solo›» konnten gleichzeitig 900 Eier ausgebrütet werden! Zusätzlich zum Brutapparat blieben ausserdem noch die Original-Gebrauchsanweisung, die Original-Rechnung und ein «Merkblatt für Natur- und Kunstbrut» des schweizerischen Geflügelzuchtverbandes erhalten. Dieser elektrische Brutapparat aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ein Zeuge für die beginnende Modernisierung und das Nutzen neuster technischer Errungenschaften in der liechtensteinischen Landwirtschaft.

April 2024

Geisslerhorn

Datierung: 20. Jahrhundert   

Inventar-Nr.:   SAB 030

 

Die Ziegenhirten, auch «Geissler» oder im Balzner Dialekt «Gäässler» genannt, brachten die Geissen des ganzen Dorfes zusammen und hüteten sie.

 

Jeden Morgen benutzte der «Gäässler» das Geisslerhorn («Gäässlerguuga»), um ein Signal zu geben, dass man die Geissen aus dem Stall herauslassen kann. Der Hirte übernahm die Geissen und führte sie auf die Weiden.

 

1959 wurde der Geisstrieb in die Balzner Gemeindewaldungen eingestellt, weil durch die Waldweide immer wieder beträchtliche Schäden an den Baumbeständen verursacht wurden. Zuvor konnten Schafe und Ziegen das Gebiet von der Triesner bis zur Maienfelder Grenze beweiden, jedoch nur dort, wo es keine Jungwüchse oder Kahlschlagflächen gab.

 

Eine Mundartband aus Balzers liess sich vom Signalhorn des Ziegenhirten bei der Namensgebung inspirieren: die in den 1980er-Jahren gegründete Band «Fine Young Gäässler Guga».

März 2024

Geduldsflasche

Datierung: unbekannt           

Inventar-Nr.:   SAB 866

 

Mit «Geduldsflasche» oder «Eingericht» wird eine Glasflasche bezeichnet, in die eine religiöse oder eine alltägliche Szene in Miniaturform – mit viel Geduld – in eine Flasche montiert wurde.

 

Das Herstellen der Geduldsflaschen war früher vor allem in den Wintermonaten ein gängiger Zeitvertreib. Diese Kunst besteht schon seit mindestens 300 Jahren. Insbesondere religiöse Szenen werden in die Flaschen montiert.

 

Eine beliebte Szene für Geduldsflaschen ist die Passion Jesu Christi. Diese zeigt auch die Geduldsflasche hier: In der Mitte ist Jesus am Kreuz zu sehen. Um das Holzkreuz sind die sogenannten Passionswerkzeuge angeordnet, ebenfalls in Holz geschnitzt: Geissel, Keulen, Laterne, Hahn, Schwert, Krug, drei Nägel, Hammer, Würfel, Leiter, Lanze, Zange.

Februar 2024

Auswanderer-Quilt I + II: «Liechtenstein damals» und «Traumziel Amerika»

Design: Evi Kunkel (*1938) und Donna Marxer (1934-2018)

Leitung: Vreni Schächle (*1951)

Datierung: 1994–1998

Inventar-Nr.: KSB 370, KSB 371

 

Die Idee zu diesen zwei Quilts entstand aus der Auswandererforschung des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein. Damit sollte das gemeinsame Erbe der Liechtensteiner und Liechtenstein-Amerikaner dargestellt werden.

 

Das umfangreiche Projekt, an dem 5 Jahre gearbeitet wurde, entstand in Zusammenarbeit zweier Gruppen von je 12 Frauen aus Liechtenstein und Amerika als Gemeinschaftswerk unter der Leitung und Koordination von Vreni Schächle (*1951) aus Triesen.

Die Quilterinnen in den USA hatten allesamt Liechtensteiner Vorfahren. Die einzelnen Teile, die sie herstellten, wurden nach Liechtenstein geschickt und dort von Vreni Schächle und einer Patchwork-Gruppe fertiggestellt. Die Künstlerin Donna Marxer (1934–2018) fertigte das Design für den amerikanischen Teil an. Evi Kunkel (*1938) übernahm das Design für den liechtensteinischen Quilt.

 

Die beiden Quilts zeigen einerseits das damalige Liechtenstein, ein 1806 unabhängig gewordenes armes Bauernland, und andererseits das Traumbild Amerika, das zahlreiche Liechtensteiner veranlasste, zwischen 1850 und 1950 dorthin auszuwandern und ein neues Glück zu versuchen.

 

Im Liechtenstein-Quilt steht z.B. der Mais für die landwirtschaftlichen Produkte und die Selbstversorgung. Die Vögel sollen die Auswanderer, die nach Amerika gingen, symbolisieren.

 

Das weisse Tor im Amerika-Quilt ist das Tor zum Westen in St. Louis Missouri. Dieses steht für die Hoffnungen der Einwanderer auf ein neues und besseres Leben. Die Skyline im Hintergrund soll nicht nur den ungewohnten Anblick zeigen, welcher sich den Liechtensteiner Einwanderern bot, sondern sie symbolisiert auch das Streben nach oben.

 

Beide Quilts sind über 4 Meter lang und können noch bis zum 25. Februar 2024 in der Ausstellung «Das ganze Spektrum – Werke aus der Balzner Kunstsammlung» betrachtet werden.

Januar 2024

Winterfahrplan für das Fürstentum Liechtenstein

Datierung: 1930

Inventar-Nr.: SAB 1549

 

1922 wurde in Liechtenstein die erste Postautolinie eingeführt, und zwar zwischen Eschen und Balzers. Damals wurde die Strecke noch von den Postautos der Schweizerischen Post betrieben. 1925 und 1927 führte man Strecken nach Buchs und Feldkirch ein.

 

Damals gab es für den Sommer und den Winter verschiedene Fahrpläne. Dieser Winterfahrplan hier war vom 6. Oktober 1929 bis zum 14. Mai 1930 gültig. Balzers war an nur eine Buslinie angeschlossen, nämlich an die Linie Buchs-Schaan-Vaduz-Balzers-Trübbach. Man hatte pro Tag in beide Richtungen fünf Abfahrtszeiten. Auch Anschlusszüge nach Feldkirch, Chur, Zürich und St. Gallen findet man in diesem Fahrplan.

 

Gut die Hälfe eines solchen Fahrplanheftchens enthält Werbeinserate von Versicherungen, Läden sowie Zeitungen.